SPASSECK (Bornholmer Straße 93)

Die Nazikneipe SPASSECK in Niederschönhausen musste im Oktober 2007 schließen. Ein ausführlicher Artikel der EAG zu diesem Treffpunkt:

"Unser Spaß sieht anders aus

„Spaß“, das ist ein Wort mit einem langen Vokal. Deshalb
wird am Ende ein „ß“ geschrieben. Dass es bei der Kneipe „Spasseck“ mit SS geschrieben wird, hat wohl andere Gründe. Beim Blick aufs Stammpublikum der Kneipe in der Pankower Dietzgenstraße 71 (Ecke Uhlandstraße) wird schnell klar, woher der Wind weht. Seit Bestehen der Kneipe geben sich hier rechte Hools, Naziglatzen und Parteikader der NPD die Klinke in die Hand. Stammgäste sind einschlägige und gewalttätige Nazis aus Pankow, darunter ANDY FISCHER, MICHAEL WEISS und ihre Kameraden, aber auch enge Vertraute des Vorsitzenden der Pankower NPD, JÖRG HÄHNEL. Mehrmals wöchentlich sind sie am Tresen zu beobachten. Silvia Arms, die Besitzerin der Kneipe, scheint das nicht zu stören. Sie lässt bisweilen auch Nazis Tresenschichten übernehmen. Dass die Nazis das „Spasseck“ als „ihre“ Kneipe begreifen und sie auch gegen vermeintliche Feinde zu verteidigen gewillt sind, zeigte und zeigt sich immer wieder. PassantInnen, die an der Kneipe vorbeigehen, werden argwöhnisch beobachtet. Passen sie in das Feind-Raster der Rechten, schreiten die Gäste der Kneipe schon mal zur Tat. So kam es in den vergangenen Monaten zu einer Vielzahl von Bedrohungen und Angriffen im Umfeld oder sogar direkt aus der Kneipe heraus. Einer dieser Angriffe wurde im Januar diesen Jahres bekannt.
Am 21.01. wurde der Lichtenberger Linkspartei-Abgeordnete Kyrill Jermak aus dem „Spasseck“ heraus von mehreren Neonazis angepöbelt und anschließend geschlagen. Er ging zu Boden, konnte aber in ein nahegelegenes Haus fliehen. Der Hauptangreifer war der „Spasseck“-Stammgast DANIEL SCHIEFER. Mit dabei waren mehrere Aktivisten der Pankower NPD. Sie fühlten ihre Kneipe von dem Linken und seinen Freunden bedroht, die auf dem Heimweg von einer nahegelegenen Party waren. Nicht im luftleeren Raum. Das „Spasseck“ lebt von einem Umfeld, in dem eine hohe Anzahl von organisierten und unorganisierten Neonazis wohnen. Sie begreifen die Gegend in Niederschönhausen als ihren Kiez, markieren sie mit Naziaufklebern und Sprühereien. Übergriffe gegen Linke und MigrantInnen sind demnach die logische Folge dieser Vorherrschaft. Das „Spasseck“, ist somit ein kultureller Mittelpunkt für die lokalen Neonazis. Hier können sie sich ungestört treffen, diskutieren, hier können sie in Kontakt zu nicht-organisierten Menschen treten, rekrutieren,
Aktionen planen.

Schon vor Jahren machte die Kneipe, damals noch unter dem Namen „Huckebein“, negative Schlagzeilen. Bis 2002 war die Kneipe regelmäßiger Treffpunkt der extrem rechten Pankower Kameradschaftsszene. Die Kneipe war schon einst fest in die Strukturen eingebunden.
Beispielsweise mit der Konsequenz, dass sie morgens vor Aufmärschen kurz öffnete, damit die Kameraden sich dort sammeln, etwas frühstücken und dann gemeinsam zu den Events fahren konnten. Durch einen Betreiberwechsel wechselte auch das Publikum.

Was tun? Was tun!

Klar ist: Das „Spasseck“ ist nicht der einzige Treffpunkt, den Neonazis in Pankow nutzen, um sich zu treffen und zu vernetzen. Die Kneipe „Wohlklang“ im Pankower Zentrum und der Laden „Harakiri“ im Stadtteil Prenzlauzer Berg sind nur zwei weitere Beispiele rechter Infrastruktur in der Gegend. Klar ist auch: Jeder Raum, der es Rechten ermöglicht, sich öffentlich artikulieren können, ist einer zu viel. Es gilt also, diese Treffpunkte zur Schließung zu zwingen und damit die Nazis aus der Öffentlichkeit zu drängen.Klar ist aber vor allem: In einer Gegend, in der es eine starke extrem rechte Szene gibt, versucht diese nach außen zu dringen. Es bedarf also einer starken antifaschistischen Gegenwehr und einer alternativen Gegenkultur.
Es heisst also, Jugendlichen Alternativen zum rechten Mainstream aufzuzeigen. Nur so ist es möglich, dem Rechtsextremismus auf lange Sicht das Wasser abzugraben. Dafür müssen alternative, antirassistische und linke Treffpunkte geschaffen werden und Vorhandene erhalten werden."

Weitere Informationen finden sich auf:
http://de.indymedia.org/2007/10/197997.shtml