Mittwoch, 20.04.2022

In Marburg soll in der nächsten Zeit der Prozess gegen mehrere Naziburschen beginnen, die in der Nacht auf den 14. Juni 2020 vom Haus der rechtsradikalen „Marburger Burschenschaft Germania“ in der Lutherstraße 3 aus die benachbarte „Schwarzburgverbindung Frankonia Marburg“ in der Lutherstraße 11 überfielen. Der Angriff der Naziburschen auf die Aktiven und auf das Haus der nichtschlagenden, als liberal geltenden „Frankonia“ war politisch motiviert. Die „Frankonen“ wurden von den Naziburschen rassistisch, antisemitisch und homophob beleidigt und mit Schlägen und Tritten angegriffen, anschließend überfielen die Naziburschen das Haus der Frankonia und richteten enormen Sachschaden an. Die „Frankonia“ rühmt sich, seit über 100 Jahren ein „Kontaktverbot“ zur „Germania“ einzuhalten: „leider gibt es in der Korporationswelt einige wenige Verbindung, die mit rechtsextremen Ansichten den Ruf aller schädigen. Von diesen Verbindung grenzen wir uns ab und haben keinerlei Kontakt“.
Die Frankfurter Rundschau berichtete, dass ursprünglich gegen sechs Beschuldigte ermittelt wurde, aber nur gegen drei von ihnen Anklage wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung, der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs erhoben werden soll. Demnach „seien die drei Angeschuldigten 25, 29 und 35 Jahre alt, zum Tatzeitpunkt seien sie alle Studenten gewesen. Der jüngste der drei Männer wohne in Marburg, die beiden älteren in Nordrhein-Westfalen. Dem 35-Jährigen werde zusätzlich noch versuchte Nötigung vorgeworfen.“
Bei dem 35-Jährigen handelt es sich um Hans Fischer von der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“. Der 29-Jährige ist der in Lünen in NRW gemeldete Nicolas Krömer und der 25-Jährige der hessische „Identitären“-Kader Heinrich Mahling. Mahling und Krömer lebten als „Aktive“ der „Burschenschaft Germania“ zum Tatzeitpunkt auf dem Germanenhaus. Die drei „Germanen“, gegen die die Anklage aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde, sind Moritz Nieder, Max Ferdinand Ledwig und Francisco „Franz“ Kottek.
Anfang November 2020 wurden bereits die Burschenhäuser der „Raczeks“ in Bonn und der „Germania“ in Marburg durchsucht und nach dem Ende des anstehenden Strafverfahrens dürften den Naziburschen die zivilrechtlichen Forderungen der „Frankonia“ zu schaffen machen: Der angerichtete Schaden beträgt laut Frankonia 30.655 Euro.