Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) hat einen Artikel zum Thema „Burschenschaftliche Nachwuchssorgen“ veröffentlicht. Nach DÖW-Informationen basierend auf den Angaben eines „Alten Herren“ der „Wiener Burschenschaft Albia“ in der „Deutschen Burschenschaft“ hatte die Hälfte aller Verbindungen im „Wiener Korporations Ring“ 2023 keinen Nachwuchs, während vor 30 Jahren Nachwuchsprobleme bei den hauptsächlich pflichtschlagenden Korporationen unbekannt waren:
„Der Dachverband Deutsche Burschenschaft führte Anfang 2025 die Grazer Verbindungen Carniola und Marko-Germania, die Linzer Arminia Czernowitz sowie die Wiener Burschenschaften Albia, Gothia und Silesia als vertagt. Den Glauben an eine Reaktivierung aufgegeben haben augenscheinlich die Gothen, die zu Jahresbeginn Verhandlungen über eine Fusion mit den Wiener Liberten aufnahmen. Anfang Mai wurde die Fusion von beiden Bünden abgesegnet. Gothia geht in Libertas (der Verbindung des amtierenden Nationalratspräsidenten, Walter Rosenkranz) auf, der fusionierte Bund führt den Namen der letzteren. Gothia begeht Ende Juni ihr letztes Stiftungsfest.
Es handelt sich um die zweite Fusion im WKR innerhalb kurzer Zeit. Ende April 2024 hatte der ,Vereinigungskommers‘ zwei weiterer Bünde stattgefunden. Bruna Sudetia erhielt Verstärkung durch die personelle Konkursmasse der Passauer Markomannen. Bei diesen handelte es sich um eine ehemals Wiener Verbindung, die – ebenfalls aufgrund von Nachwuchsmangel – 1985 nach Bayern übersiedelt war. Ergebnis der Fusion ist die Bruna Markomannia Wien.“
Der Standard hat den DÖW-Artikel aufgegriffen und die Inhalte mit dem passenden Framing einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: „Saufrituale, Männlichkeitskult, gegenseitige Körperverletzungen und ein reaktionäres Weltbild: So gestaltet sich das Leben auf den Buden deutschnationaler Studentenverbindungen in Österreich, die der Schriftsteller Stefan Zweig einst spöttisch ,Schmiss-Germanen‘ nannte. Ein Milieu, in dem sich Rechtsextreme wohlfühlen und aus dem die FPÖ Teile ihres Spitzenpersonals rekrutiert. Allerdings läuft es bei einigen Verbindungen nicht besonders rund, sie haben offensichtlich Probleme, Nachwuchs zu finden – inzwischen scheint die Lage prekär.“