Die „Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier“ hat am 26. Juni 2025 ihren Abschlussbericht vom 10. April 2025 zum Fall Edmund Dillinger der Öffentlichkeit vorgestellt. Wir hatten im Mai 2024 unser Communiqué zu Dillingers CV veröffentlicht und darin die Frage diskutiert, welchen Anteil der „Cartellverband“ an Dillingers sexuellem Missbrauch Minderjähriger hatte.
Dillinger war „Bundesseelsorger“ des „Cartellverbands“ (CV) und hatte mehr als fünf Jahrzehnte hauptsächlich in Afrika Kindesmissbrauch begangen, was ihm sein Vorsitz der „CV-Afrika-Hilfe“ ermöglichte. Obwohl Dillingers Neffe der Polizei Beweismaterial übergab, führte dies nicht zur Aufklärung des Missbrauchs. Denn der CV schweigt und Dillingers Tagebücher und Missbrauchsfotos wurden vor einer Auswertung von der Polizei auf Anordnung von Staatsanwalt Martin Casper verbrannt.
Die Recherche der Aufarbeitungskommission zum CV beschränkt sich im zweiten Zwischenbericht auf Dillingers CV-Reisen, im Abschlussbericht auf Dillingers „CV-Gründerzeit“ in Trier (und die Frage, ob es nicht vielleicht auch Missbrauchsopfer innerhalb des CV gegeben haben könnte):
„[Dillinger] war treibende Kraft der Idee, in Trier eine Korporation zu gründen und erlangte mit Hilfe des Philister-Zirkels und Verhandlungen mit dem Bischof, dem Regens des Priesterseminars und dem CV-Rat die Erlaubnis, eine Verbindung zu gründen, die den Namen ,Churtrier‘ erhielt und erstmals im Juni 1960 öffentlich auftrat.
[Dillinger] wurde erster Senior der Verbindung, war aber nur einer von mehreren Gründungsmitgliedern, die sämtlich Absolventen des Priesterseminars Trier waren. Eines dieser Gründungsmitglieder war Prälat Reinhold Schaefer, Personalbeauftragter des Bistums Trier.
[Dillinger] war zum Zeitpunkt der Verbindungsgründung noch keine 25 Jahre alt und stand ganz am Anfang seines Berufslebens als Priester. Er dürfte die auf dem Bundesbruderstatus beruhende Nähe zum Personalchef des Bistums, den er zudem auch korporationsüblich mit ,Du‘ ansprechen durfte, als förderlich empfunden haben. Es hat den Anschein, als sei diese Nähe ihm bei den Ermittlungen gegen ihn im Jahre 1970 auch tatsächlich sehr hilfreich gewesen. Prälat Schaefer kann hierzu allerdings nicht mehr befragt werden. Er ist am 22.01.1988 verstorben.“
Der SR/Tagesschau berichtete über weitere Hemmnisse bei der Aufklärung: „Die Sonderermittler kritisierten, dass die Suche unter anderem dadurch erschwert worden wäre, dass das Auswärtige Amt seine zuvor in Aussicht gestellte Unterstützung nicht gewährt habe. Die Ermittler halten es für praktisch ausgeschlossen, heute noch Betroffene zu finden. Sie haben ihre Recherchen deshalb beendet.“
Wie auch der SWR/Tagesschau: „Die Sonderermittler stießen bei ihren Untersuchungen auf einige Probleme. So hätten sie bei der Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken um Akteneinsicht im Fall Dillinger gebeten. Dazu sei es aber bis jetzt nicht gekommen. ,Die Rückmeldung steht auch nach sechs Monaten aus. Unsere Erinnerung ist nicht beantwortet worden‘, heißt es.“
Und die Katholische Nachrichten-Agentur schrieb: „Mit «grosser Verärgerung» hatten die Sonderermittler bereits kritisiert, dass «die saarländischen Ermittlungsbehörden» mit wesentlichen Beweismitteln verantwortungslos umgegangen seien «und sie nahezu vollständig vernichtet haben, bevor eine Einsichtnahme erfolgen konnte». Wörtlich schrieben Brauer und Hromada: «Als grösstes Hemmnis unserer Arbeit stellte sich aber die Vernichtung der von Dillinger tagebuchartig geführten Kalender und Tausender Lichtbilder durch die saarländischen Ermittlungsbehörden heraus.»“