Freitag, 10.11.2023

Das Interesse am Fall Daniel Halemba, Bayerns jüngstem Naziabgeordneten, reißt nicht ab. Bei der Razzia am 14. September bei der „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“ in der „Deutschen Burschenschaft“ wurde laut Staatsanwaltschaft „unter anderem ein im Verbindungshaus ausliegendes Gästebuch beschlagnahmt, in dem ein Eintrag mit dem Ausspruch ,Sieg Heil‘ mit dem Namenszug des Beschuldigten H[alemba] unterzeichnet wurde.“
Der Bayerische Rundfunk hat nun kompromittierende Fotos aus dem Verbindungshaus veröffentlicht. Darauf sind diverse Naziaufkleber in einem Gemeinschaftsraum zu sehen, von „Die Rechte“, „Der Dritte Weg“, AfD und JA über IB und EinProzent bis DB und Druck 18. Allerdings wurde keiner der Aufkleber bei der Razzia gefunden, denn sie waren kurz zuvor abgekratzt worden – die Burschen wurden vorgewarnt:
„Aus Ermittlerkreisen wurde BR24 bestätigt, dass sich der Wandschrank tatsächlich im Anwesen der "Teutonia Prag" befunden hat. Allerdings mit Abkratzspuren. Denn die Aufkleber waren nach BR24-Informationen vor der Razzia entfernt worden – augenscheinlich aber noch nicht lange vom Schrank abgenommen. Wie BR24 aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, sollen einige Burschenschafter im Vorfeld mit einer Razzia gerechnet haben.“
Eine der Auflagen, unter denen der Haftbefehl nach Halembas Flucht und Festnahme außer Vollzug gesetzt wurde, war ein Kontaktverbot zu seiner Burschenschaft. Eine Solidemo der JA für Halemba am 4. November in Würzburg wurde auf Druck der AfD kurzfristig abgesagt. Halemba besuchte an diesem Tag einen „Burschenschaftlichen Abend“ bei der „Erlanger Burschenschaft Frankonia“ und traf dort auf das versammelte fränkische Nazimilieu, darunter die „Kameradschaft Nord Württemberg Sturm“. Thema waren „Polens Großmachtfantasien im 21. Jahrhundert“, verbreitet vom neurechten Geschichtsrevisionisten Stefan Scheil. Halemba twitterte über den „tollen Abend“ und wurde anschließend ge’X’t – sein Account wurde gesperrt. Etwa 100 Personen protestierten gegen die Naziveranstaltung in Erlangen vor dem Haus der „Frankonia“.