Sonntag, 01.04.2018

In der Staats-Affäre um die vermeintlichen ultralinken Hakenkrallen-Terroristen von 2008, die nach Razzien gegen linke Projekte im zentralfranzösischen Tarnac vor zehn Jahren für viel Aufsehen, neun Festnahmen und Untersuchungshaftstrafen gesorgt hatte, startete kurz vor der Verjährung die Verhandlung im Pariser Justizpalast. Nachdem 2015 eine Einstellung der Antiterror-Verfahren erfolgte und das Ganze auf eine Ermittlung wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung herabgestuft wurde, begann am 13. März 2018 gegen acht Beschuldigte das Hauptverfahren. Den Freunden wird im übrigen die Autorenschaft diverser linksradikaler Schriften (u.a. 1 2 3) unterstellt.
Bis zu viereinhalb Jahre Bewährungsstrafe und bis zu bereits abgesessenen sechs Monate Knast wegen Sabotage stehen derzeit für Elsa, Yildune, Bertrand und Julien im Raum. Geringere Haft-, Bewährungs- und Geldstrafen wegen Fälschungsdelikten, Ablehnung einer DNA-Probe oder Unterstützung der „Vereinigung“ drohen Christophe, Manon, Benjamin und Mathieu. Zum letzten Prozesstag am Karfreitag wurde noch zur Solidarität mit all jenen aufgerufen die „keine Stimme haben und denen es an Ressourcen fehlt, um sich gegen diese Justiz zu wehren“.
Nachdem sich herausstellte, dass die Bullen eine Verfolgungsjagd am Tag der Sabotage von Hochgeschwindigkeitszügen erfunden haben müssen, entschloss sich das Gericht für eine Tatortbegehung. Unprofessioneller Weise wurde die Beschattung mit Google-Maps konstruiert. Dort sind leider Unterführungen und Brücken miteinander verwechselt worden und nicht einmal die Landstraßen wurden richtig nummeriert. Vermutlich wird es in Zukunft nicht nur Google-Schulungen sondern auch Pflichtexkursionen der angehenden Schmitts im Großraum Vichy geben müssen. Am 13. April wird ein Urteil erwartet.
Freiheit für alle Beschuldigten im Tarnac-Verfahren – Freiheit für alle Gefangenen !